31. August 2014

Rezension zu "Die Herren von Winterfell" von George R. R. Martin


|  Autor: George R. R. Martin  |  Preis der Taschenbuchausgabe: 15 €  |  Seiten: 576  |  Verlag: Blanvalet  |  Originaltitel: A Game of Thrones  |  Erster Teil von... mehreren.  |



Auf dem Kontinent Westeros dauern Jahreszeiten jahrelang. Ein sehr langer Sommer geht zuende, und es wird gesagt, dass auf einen langen Sommer ein noch längerer Winter folgt. Der Winter gehört zu Eddard Starks kleineren Sorgen, als er erfährt, dass der König Robert Baratheon ihn auf seiner Festung Winterfell im Norden von Westeros besuchen will, um ihn zu seiner Rechten Hand, seinem engsten Vertrauten und Berater, zu machen - denn die vorherige Rechte Hand ist verstorben, und das ist verdächtig. Doch der König bringt mehr mit als nur dieses Anliegen, und seine Ankunft auf Winterfell ist nur der Beginn einer Reihe von Ereignissen, die weiter reichen, als irgendjemand gedacht hätte. Zwischen den adligen Familien entstehen mehr und mehr Spannungen, und als Eddard Winterfell verlässt, um ihn die Hauptstadt des Königreichs zu reisen, steht mehr auf dem Spiel, als er zunächst glaubt. Gleichzeitig versucht Viserys Targaryen, der Enkel des durch Mord entthronten Königs Aerys, seine Schwester Daenerys gegen eine Armee einzutauschen, mit der er den Thron zurückerobern kann. Doch Daenerys hat ihre eigenen Pläne, und überhaupt ist nichts, wie es scheint...



Ich habe es geschafft. Ich habe fast vier Wochen lang an diesem Buch gelesen und damit einen persönlichen Rekord im Langsamlesen aufgestellt, aber ich brauchte die Zeit. Und das war es mir wert.
"Die Herren von Winterfell" ist interessante High Fantasy. Ich fand nicht alles an dem Buch gut, aber stellenweise war es doch so spannend, großartig, gruselig und interessant, dass für mich die positiven Aspekte überwiegen.
Eins vorweg: Dieses Buch ist keins von der Sorte, die man mal eben so liest. Dieses Buch fordert Aufmerksamkeit, Zeit und Geduld. Es ist der erste Teil einer Reihe und sehr komplex, und so liest es sich wie eine gigantische Einleitung. Man erfährt etwas über die Welt, in der die Geschichte spielt, über die Charaktere, ihre Beziehungen, Gepflogenheiten, verschiedene Völker und und und... Auf Wikipedia gibt es eine sehr empfehlenswerte Zusammenfassung. Ich werde hier zum Inhalt nicht so viel sagen, da ich sonst wohl unweigerlich Dinge vorwegnehmen würde - und eins der großartigen Dinge an diesem Buch ist, dass man nie weiß, was als nächstes passiert, bis es passiert. Und dann kommt meistens alles ganz anders.
Die Geschichte ist in einer Welt namens Westeros angesiedelt, die eine sehr mittelalterliche Atmosphäre erzeugt. Es gibt Burgen, Turniere, Ritter usw., und noch eins: es gibt Politik und Intrigen. Wer so etwas nicht mag, dem kann ich das Buch nicht empfehlen. Denn es ist langwierig, und stellenweise stand ich kurz davor, aufzugeben. Es gibt Verwirrungen und Verflechtungen und viel Durcheinander... und viele Charaktere, von denen viele auch die Geschichte erzählen. Sehr viele.

Ich bin mal ganz ehrlich: Viele Charaktere sind unsympathisch (finde ich zumindest). Sie sind machtgierig und rückgratlos und hinterhältig und selbstsüchtig, und mit solchen Charakteren habe ich ein Problem. Aber es gibt auch "nette" Charaktere (später mehr zu den Definitionen von Gut und Böse im Buch), die für ihre Sache einstehen, die bis zum Schluss kämpfen, die einander unterstützen und die einfach niemals aufgeben. Meine Hasscharaktere waren Prinz Joffrey, die Königin Cersei Lennister und Catelyn Stark, die Frau von Eddard Stark, einer Figur, die einen Großteil der Geschichte erzählt; am meisten mochte ich die kämpferische Arya Stark, die die Tochter von Eddard und Catelyn ist, John Schnee, ihr Halbbruder, und Tyrion Lennister, der aufgrund seiner kleinen Gestalt und seines Aussehens, das oft als gnomhaft bezeichnet wird, in seiner eigenen Familie eher ein Außenseiter ist. Ich merke gerade, wie schwer es ist, dieses Buch zu rezensieren. Wie kannst du überhaupt irgendwas schreiben, ohne zu spoilern? Und wie erklärst du, wer Arya Stark ist? Ich lass das mit den Charakteren an dieser Stelle einfach mal sein, weil man sie am besten selbst kennenlernen sollte. Aber es gibt kein Schwarz oder Weiß. Die Charaktere sind alle weder gut noch böse, und dafür gibt es auch keine klaren Definitionen. Ist jemand "gut", weil er einen gefährlichen Räuber umbringt, oder eben deswegen "böse"? Das bleibt dem Leser überlassen.

Kennt ihr eins oder mehrere Bücher von Veronica Roth? Findet ihr es schrecklich, wie sie manche der Charaktere abschlachtet? (Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber ein besseres Wort fällt mir nicht ein.) ..... George R. R. Martin ist noch schlimmer. Versucht, die Charaktere nicht zu gern zu mögen, denn, wie ich oben schon gesagt habe, man weiß nie, was als nächstes passiert. Andererseits muss ich anmerken, dass ich es eigentlich gut finde, wenn Autoren sich so etwas trauen, und dass es der Geschichte etwas sehr Realistisches verleiht. Realistisch und detailliert (und ich meine detailliert im Sinne von oft langwierig) sind auch die Beschreibungen. Egal, ob Landschaften, Charaktere, Gebäude oder Schlachten... ich hatte die ganze Zeit Bilder vor Augen, in denen ich mir das vorgestellt habe, was beschrieben wurde. Und das war nicht immer schön (Gemetzel und so). "Die Herren von Winterfell" ist nicht ohne.
Aber der Schreibstil ist hammermäßig. Stellenweise etwas altertümlich, aber passend zur mittelalterlichen Atmosphäre, immer spannend, immer sehr bildlich und manchmal humorvoll. Die Sätze sind teilweise lang und verschachtelt, aber nach ein paar Seiten hatte ich mich einigermaßen daran gewöhnt.
Es gibt im Buch dadurch, dass es aus so vielen verschiedenen Perspektiven erzählt wird, keinen wirklichen Showdown, aber das braucht es auch nicht. Es gibt zwischendurch immer wieder längere Strecken, über die sich die Spannung steigert, um sich dann zu entladen.




Positiv: Weltaufbau, mehrdimensionale Charaktere, Schreibstil

Negativ: Oft langwierig, unsympathische Charaktere, manchmal brutal und unangenehm

Wenn ihr diese Rezension irgendwie informativ fandet, dann bin ich froh. Für mich liest sie sich wie ein einziges Durcheinander in geschriebener Form. Aber alles in allem fand ich das Buch gut und werde wohl auch den zweiten Teil lesen, nur nicht unbedingt sofort. Ich empfehle es allen, die Zeit und Geduld und vor allem Interesse daran haben, komplexe High Fantasy zu lesen, die manchmal zwar ein bisschen wie Geschichtsunterricht ist, aber spannender. Trotzdem gab es Stellen, an denen mich die Langwierigkeit der Geschichte wirklich genervt hat. Abschließend vergebe ich 3 von 5 Sternen.

8 Kommentare:

  1. Mir ging es doch sehr ähnlich wie dir, als ich das Buch gelesen habe!
    Ich hatte gedacht, dass ich das Buch in zwei, drei Tagen lesen könnte, aber da hatte ich mich leicht verschätzt! Das Buch braucht Aufmerksamkeit und obwohl der Schreibstil wirklich gut ist, lässt es sich eben nicht so einfach lesen. Gewaltige Einleitung trifft es genau! Aber da aus einem englischen ja zwei deutsche Bücher gemacht wurden, ist das ja nicht weiter verwunderlich ;)
    Arya, Jon und Tyrion gehören auch zu meinen Lieblingscharakteren :) Und das mit Gut und Böse stimmt wirklich. Keiner ist richtig gut und keiner wirklich böse. Die Charaktere fand ich großartig, weil sie so verschieden waren und sich eben nicht gegleicht haben ;)

    Liebe Grüße
    Chianti

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    1. Ich hatte das auch gedacht :) Ich habe an einem Mittwoch damit angefangen und dachte mir so, am Wochenende wäre ich durch, aber nee. Den Schreibstil fand ich klasse, nur die Übersetzung kam mir an manchen Stellen etwas seltsam vor, vor allem die Namen. Ich habe die Lennisters übers Internet als Lanisters kennengelernt und war erstmal total irritiert :/
      Ich fand Tyrions Humor so cool, und die Art, wie er versucht, sich aus jeder Situation "herauszutricksen". Bei Jon hat mich wütend gemacht, wie er teilweise behndelt wurde, aber ich fand gut, wie er damit umgegangen ist - und bei Arya genau so. Ich fand auch gut, wie der Autor es geschafft hat, trotz der Vielzahl an Charakteren jedem irgendwie etwas Wiedererkennbares zu geben :)

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  2. Ich habe die ersten beiden Teile hintereinander weggelesen und fand sie hammermmäßig. Den zweiten Teil fand ich noch ein kleines bisschen besser, weil die Story da schon ein bisschen mehr ins Rollen kommt. An die Rezension traue ich mich bis jetzt immer noch nicht ganz ran, weil es eben viel zu komplex und einzigartig ist, um es gut in Worten zusammenzufassen ._.

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    1. Sorry, das ich erst so spät antworte, aber ich dachte mir, besser spät als nie :)
      Den zweiten Teil will ich jetzt auch bald lesen, ich bin einfach zu gespannt darauf. DIE STORY KOMMT MEHR INS ROLLEN? Noch besser. Ich war mir bei der Rezension auch unsicher und hab 'ne Menge weggelassen, aus eben dem Grund, den du als letztes erwähnst.

      Liebe Grüße :)

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  3. Ich hab die Bücher noch nicht gelesen, aber die Serie ist absolut großartig. Die Starks fand ich eigentlich alle ziemlich cool. Aber Arya, Jon und Tyrion sind echt klasse. Aber Daenerys ist auch richtig toll. Oh, jetzt will ich unbedingt das Buch lesen :D

    Liebe Grüße
    Linda

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    1. Die Serie will ich auch sehen :) Von den Starks mochte ich Catelyn gar nicht und Daenerys genauso wenig, keine Ahnung wieso. Ich kann das Buch trotz einiger Längen wirklich empfehlen; sowas ist meiner Meinung nach richtig gute Fantasy.

      Liebe Grüße :)

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    2. Eigentlich interessiert mich 'Das Lied von Eis und Feuer' schon.
      Mich schreckt aber einfach die Länge der Reihe ab. 10 Bücher sind schon viel, zu viel für meinen Geldbeutel :D

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    3. Ich weiß genau, was du meinst, ehrlich :/ Deswegen hab ich mir die Bücher ausgeliehen :)

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